Totenhaus : Thriller

Aichner, Bernhard, 2015
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Medienart Buch
ISBN 978-3-442-75455-7
Verfasser Aichner, Bernhard Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen, Novellen
Verlag btb
Ort München
Jahr 2015
Umfang 413 S.
Altersbeschränkung keine
Band 2
Reihe Totenfrau-Triologie
Sprache deutsch
Verfasserangabe Bernhard Aichner
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Birgit Stessl;
Im zweiten Band rund um die Bestatterin Blum muss sich diese mit ihrer toten Zwillingsschwester und deren Adoptivfamilie auseinandersetzen. (DR)
Die als Kind von einem Bestatterehepaar adoptierte Brünhilde Blum, selbst als Bestatterin in Innsbruck tätig, ist nach dem Tod ihres über alles geliebten Mannes Mark alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Mädchen. Während eines Urlaubs am Meer entdeckt sie in einer Zeitschrift das Foto einer toten Frau, die ihr bis aufs Haar gleicht. Entsetzt macht sie sich auf die Suche. Hatte sie etwa eine Zwillingsschwester, die damals von einer anderen Familie adoptiert wurde? Unterdessen werden auf einem Innsbrucker Friedhof zwei Leichen in einem Sarg gefunden, wo eigentlich nur ein Toter liegen sollte. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus und der Verdacht fällt schnell auf die damalige Bestatterin Blum, die sofort zur Fahndung ausgeschrieben wird. Während die Polizei nach ihr sucht, kommt Blum der Geschichte ihrer toten Schwester immer näher. So beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.
Wie im ersten Band ("Totenfrau") wird die lieblose Kindheit bei ihren Adoptiveltern kontinuierlich thematisiert und Blum verfällt bei diesen Gedanken in ein für die LeserInnen zusehends ermüdendes Lamento. So liest sich der Thriller aufgrund der oft sehr verkürzten Sätze an vielen Stellen wie ein innerer Monolog der Protagonistin. Auch die sehr knapp gehaltenen Dialoge tragen zu diesem Eindruck bei. Zwischen der eigentlichen Geschichte denkt die Protagonistin außerdem immer wieder mit viel Wehmut an ihren verstorbenen Mann.
Wer einen packenden Thriller mit spannenden Überraschungsmomenten erwartet, ist mit dieser Geschichte wohl falsch bedient. Der Autor versucht sich zwar an unerwarteten Wendungen, diese wollen ihm aber nicht so ganz gelingen und bleiben vorhersehbar. Einzig die ruhelose Atmosphäre des Buches, die durch die Flucht Blums vor der Polizei entsteht, garantiert ein atemloses Gefühl beim Lesen.
Österreichische Bibliotheken werden den Thriller mit Österreich-Bezug sicherlich anbieten wollen. Einmal lesen reicht und die LeserInnen können sich selbst ein Bild von dem von vielen hoch gelobten Autor machen, dessen Werk "Totenfrau" sogar ins Koreanische übersetzt wurde.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Müde Schülerinnen, Lehrerinnen und Bibliothekarinnen träumen davon, dass sie etwas gelesen haben, ehe sie eingeschlafen sind, ohne dass sie etwas gelesen haben.
Bernhard Aichners Thriller-Literatur zielt darauf ab, den Menschen ein Gefühl von Lektüre zu vermitteln, ohne dass sie je eine Lektüre betreiben müssen. Nach Totenfrau heißt der neue Roman jetzt Totenhaus, aber der Titel wird ohnehin kaum genannt, man verlangt nach dem neuen Aichner oder, wenn man Aichner-Profi ist, nach dem weißen, nachdem der erste schwarz gewesen ist.
Bernhard Aichner fördert die Diskussion über das Lesen, das Verlangen nach spannender Literatur und die Aussicht nach stillbarem Verlangen mehr als jeder andere Roman. Keine Werbefläche, kein Netzauftritt, kein Sozial-Medium, in denen es dieser Tage nicht von Aichner wimmelte. In den Verkehrsbetrieben werden statt des Herbstfahrplans Aichner-Covers geschaltet, auf Wegweisern geht's zum Aichner, jeder halbwegs mit versenkbarer Bühne ausgestattete Raum wird demnächst mit Aichner bespielt werden.
Medien, die normalerweise nicht einmal wissen, ob der Buchrücken bei einem Buch hinten oder vorne ist, senden Interviews, in denen der Autor für das Medium angepasste Details zum Besten gibt. In einem Strumpfhosen-Magazin sagt er, dass er zum Schlafen Leggins trägt, in einem Seifen-Magazin erzählt er von seiner grob-porigen Haut beim Schreiben, für die ÖBB verkündet er, dass er überall schreiben kann, aber ihm der Railjet am liebsten ist. Diese Details münden immer in das Bild eines optimistischen Romantikers, der einen Bestseller auch auf dem Kopf stehend schreiben kann, wenn die Welt auf dem Kopf steht.
In den einschlägigen Beiträgen erfährt man viel Lob über die Textkunst des Autors, vor allem über seine gelungenen kurzen Sätze, die an einen Ingenieur erinnern. Jemand vermutet, dass es sich ähnlich wie bei Sportberichten um Robotertext handelt, unbestritten ist für alle, dass hier ein literarischer Hybrid zum Vorschein kommt, der Buch und taktile Stimmung in einem Aufwaschen vermittelt. In der Elektronik-Branche spricht man von einem Weary, denn den neuen Aichner braucht man bloß am Körper zu tragen, um als Leser alles über sich und sein eigenes Befinden zu wissen.
Vom Inhalt freilich weit und breit keine Spur, außer dass im Umfeld der Heldin Brünhilde Blum in Innsbruck ein Grab geöffnet wird, in dem zu viele Knochen liegen. Alles andere ist spannend, zufällig und das Ergebnis eines Textspiels, bei dem man schaut, was herauskommt, wenn gewisse Wörter verwendet werden.
Bernhard Aichner verschafft dem Land offensichtlich einen neuen Leseschub, lesen wird schon als aichnern bezeichnet, fast jeder von uns hat dieser Tage schon geaichnert. Und das Schöne für den Kopf, er braucht sich nichts zu merken, beim Aichnern gibt es nämlich keinen Content , nur Performance.
Helmuth Schönauer

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